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Aus aktuellem Anlass, auch von mir einen Beitrag.


Inzwischen sind Detektoren ausverkauft oder extrem teuer.

Frage? Wie zuverlässig sind die Teile und was wird eigentlich gemessen?


Beispiele von Geräten, die ich bisher testen konnte:


Detektor_1

Das Gerät an sich macht im ersten Moment für den Laien einen recht wissenschaftlichen Eindruck, leider zeigt sich beim öffnen des Batteriefaches ein primitiver Anschlussstecker, der für ein solches Teil kein wirkliches Vertrauen aufbaut. Der Hinweis in der Anleitung das es kein industrielles Gerät ist, nur für den Hausgebrauch, läßt mir schon eine kalten Schauer über den Rücken laufen. Zugegeben, das Teil hat schon einige Tage hinter sich, eventuell nach Tschernobyl gekauft.

Zaehlrohre

Immerhin, es scheinen die gleichen Zaehlrohre zu sein, oder baugleich, welche im Moment bei Ebay für ca. 18 Euro verkauft werden, wohlgemerkt ohne Elektronik. Im Prinzip ein guter Ansatz, wobei mir die komplizierte Erklärung der Einstellung für einen Käufer, der Null Checkung hat einfach nicht zumutbar erscheint. Es wird auch nicht vermittelt, welche Strahlungsarten es gibt, bzw. wo die Grenzwerte für humanes Leben liegen, der Ablauf der Messung läßt auf eine Quantisierung über die Zeit schließen. Hier ist insbesondere das Piepen und die Anzeige F im Display nach dem Abschluss eines Messzyklus für den Laien schon ein Alarmsignal, oder ? Na egal, inzwischen gibt es schon modernere Geräte, der Preis geht bei ca. 300 Euronen los.
Die Idee, ein Gerät zu erwerben hatte ich relativ schnell, aber ohne eine konkrete Richtung. Der Markt boomt inzwischen, es ist also im Moment sehr kostspielig, es genau wissen zu wollen. Letztlich habe ich offensichtlich noch rechtzeitig zugeschlagen und ein NVA Produkt erworben, was ich zur Zeit des aktiven Dienstes in der NVA schon in den Fingern hatte. Damals allerdings mehr als Spielerei empfunden, als Bestandteil der sogenannten " Nichtstrukturmäßigen Gruppe ", bedeutet auf Deutsch chemische und nukleare Aufklärung in einer besonderen Formation von Personen, die aus allen verfügbaren Strukturen kamen und eine spezielle Ausbildung bekamen. Der Ernstfall wurde des öfteren geprobt, also meistens bei dem sogenannten Gefechtsflugtag. Das hieß, um 02:00 Uhr nachts Alarm, durch den Wald botten mit voller Ausrüstung, also etwa 2 km und dann die Maschinen, also Flugzeuge, innerhalb von wenigen Minuten startklar machen. Das war zeitlich gestaffelt und hieß dann B1, B2 und B3.
B1 war in etwa x + 8 Minuten, also ab Auslösung des Alarms. Das nur zur Erläuterung des Vorganges. Wenn die Flugzeuge der Bereitschaft in der Luft waren, wurde die Gruppe zusammengezogen, um die Aufklärung im Sinne der Verteidigung des Fluplatzes zu sichern. Wir hatten ja schließlich quasi den Ernstfall vor Ort. Es waren also Angriffe mit chemischen oder nuklearen Mitteln zu befürchten, da die Standorte natürlich auch der Nato bekannt waren und laut unbestätigten Angaben der Führungsoffiziere mit einem Verlust von 65 % der ersten Welle unserer Flugzeuge zu rechnen war, über so etwas hat natürlich niemand offiziell gesprochen.
Als die Gruppe komplett war , wurde Vollschutz angeordnet, also das Zeug komplett angelegt, inklusive Schnuffi und Natoplane, also das grüne Dingens bereitgelegt. Die chemischen Sachen wurden dann zum Glück nur als Ereignis befohlen und unsere Aufgabe bestand darin, die Windrichtung zu bestimmen und die unter diesen Umständen zu erwartende Ausbreitung der Kampfmittel festzustellen. Das führte nicht selten zur Auslösung des Chemiealarmes, was den Rest der Mannschaft in den Genuss des Vollschutzes brachte. Damals war die Verwendung von Soman, Sarin und CX Inhalt der Ausbildung, mit teilweise ekligen Bildern, was heute den Schluss zuläßt, es gab möglicherweise Bestände von diesem Zeug und man hat das auch vom Gegner erwartet. Das soll jetzt kein Fakt sein, besser eine naheliegende Vermutung, wer es besser weiss kann sich mal melden. Aber ich schweife vom Thema ab, im Verlauf der Übung kam so eine unscheinbare AN-2 angeballert und hat einen rostbraunen Staub abgesondert. Die Folge war die Alarmierung zwecks nuklearer Kampfmittel, wir sind dann mit dem Teil an die Linie gezogen und haben alle Flugzeuge nach der Landung mit dem RWA 72 untersucht. Nachdem der Befall mit Cobalt 60 festgestellt wurde, kamen die Gärtner zum Einsatz, es gabe da so Spritzen mit Flüssigkeit, die zur Reinigung der Maschine mit einer Bürste verwendet wurden. Also aufpumpen mit Handbetrieb, ca. 15 Liter Inhalt, dafür gibt es auch eine Dienstvorschrift. Wie das heisst, kriege ich noch raus, habe zumindest ein Bild davon. Über den Verbleib der radioaktiven Partikel hat sich damals niemand gekümmert, Hauptsache die Flugzeuge waren einsatzbereit. Ich möchte gar nicht wissen, welche Dosisleistung wir damals inhaliert haben, das Dosimeter war immer randvoll. Aber...Uns gibt es noch, zumindest meine Wenigkeit.
Jetzt zum eigentlichen Thema, ich wollte ja zeigen, was ich erworben habe :-))

RWA72M

In diesem Bild schon nach dem Tuning, stammt aus dem Bereich Nordhausen, aber voll in Funktion O:))


Da ich in der Regel nichts dem Zufall überlasse, habe ich mir auch gleich die entsprechende DV, also Dienstvorschrift geordert, also alles zusammen ca. 100 Euro. Bitte jetzt nicht argumentieren, woanders hungern die Kinder usw. Ich habe auch eine recht große Familie mit vielen Enkeln, also in Summe 5 und möchte gerne wissen. woran wir sind. Den offiziellen Verlautbarungen kann man eh nicht trauen, ob in Japan oder bei uns.

DV


Zunächst musste ich die Stromversorgung des Gerätes wieder ermöglichen, in Form von 5 Zelle NiMh habe ich das hinbekommen, da ich die Teile noch hatte. Nennspannung 6,8 V und funktioniert bisher ohne Probleme, laden mit ANSMANN -Ladegerät 4 - 10 Zellen portable. Der komische Gummikopfhörer hat mich auch gestört, deshalb die Adaption auf Piezosigalgeber, da ich noch Unmengen davon habe. Die Problematik stellt sich erst, wenn man versucht die Funktion zu testen, es gibt in der Regel keine Strahlenquelle, die in der Lage ist, die untere Warnschwelle zu tangieren. Der normale Umweltpegel wird ja durch die Knackstöne erfasst. Es sind in der Regel 19 Impulse pro Minute im Mittel, definiert in cps, was bedeutet counts per second. Offenbar sind auch die cps ein Indiz für die Alterung der Zählrohre, wenn die Gasfüllung sich verflüchtigt. In der Regel kann man davon ausgehen, das die in den Truppenteilen vorhandenen Geräte nahezu neuwertig sind. Wenn überhaupt gab es einen Nutzung nur ca. 1 x im Monat, also zu besonderen Anlässen wie bei uns üblich. In Truppenteilen, die hauptberuflich den Chemischen Dienst betrieben, kann man von einer häufigen Nutzung ausgehen. Das Teil hat innerlich auch 2 Zählrohre und durch den beeindruckenden Drehschalter kann man bis 300 Rem/h hochschalten. Die Umrechnung in Sievert ist ja auch nicht so problematisch. Da es sich hier um ein eher hochwertiges Gerät handelt, kann man den Ergebnissen sicher besser vertrauen.

Ansicht

Strahlungquellen?


Zugegeben, das Thema ist nicht gerade grün angehaucht, aber prinzipell ganz schwierig geeignete Quellen zu finden, die eine Funktionsprüfung ermöglichen. Die Bemühungen haben bisher keine richtige Lösung gebracht, die allgemein verwendeten Brandm.... brachten mit 5kBQ auch nicht das erhoffte Ergebnis. Die Gammastrahlung ist einfach zu gering. Wenn das Gerät im Garten anspricht, sollte man schon darüber nachdenken. Ich bin da noch am suchen, nicht ganz ohne Hoffnung.

Piezo


Prüfplakette

Hier ist der Status des Gerätes zu sehen, also letzte Prüfung 1989, diese Teile sind keine Wegwerfartikel!

Abschließend möchte ich davor warnen, im Glauben an Messgeräte jegliche Zweifel abzulegen, es gibt immer Umstände, welche eine Messung beeinflussen können, ohne das einem das bewußt ist. Demzufolge sind auch die Ergebnisse sehr unsicher. Also immer versuchen, einen Bezugspunkt zu finden, das nennt man das Etalon oder Normal, wie etwa das Urmeter, was auch schon kriselt. Zum anderen sollte man die Veränderungen in der Umwelt versuchen wieder besser wahrzunehmen, also Vogelzwitschern statt Handyklingeln oder SMS. Es ist erstaunlich, wenn man das bewerten kann, außerdem entspannt das auch noch. Wir sollten jetzt nicht in Panik verfallen, aber die Kontaminierung der Luft, der Lebensmittel und der Transportmittel kann in dieser globalen Welt auch uns treffen, wer will denn ein Containerschiff mit 5500 Teilen entaktivieren? Und selbst wenn, wohin mit den dem radioktivem Staub oder den Rückständen. Machen wir uns nichts vor, es wird uns irgenwann auch erwischen. Alles nur eine Frage der Zeit.

Gärtnerspritze

Inzwischen habe ich dieses Teil identifiziert, damit wurde also bei uns die Entaktivierung durchgeführt. Ein richtiges Bild habe ich leider nicht gefunden.

Update, da neue Technik vorhanden :-))


Durch glückliche Umstände haben wir ein drittes Gerät in die Finger bekommen, ein legendäres DP-5B in einer Holzkiste. Leider ohne vollständiges Zubehör, da dort original eine Referenzquelle im Ledergehäuse enthalten war. Ich würde das aber auch nicht per Postweg verschicken. Wichtig ist, das Grundgerät konnte durch Adaption der Akkus zum Leben erweckt werden. Erstaunlich ist der Aufbau, eben halt russisch, einfach aber unkaputtbar. Sollte ja Kolja auch bedienen können. An Hand der Bilder kann man das hoffentlich nachvollziehen, aus Rücksicht auf mögliche Modemnutzer in der Größe reduziert. Wichtig ist der Informationsinhalt, den Schaltplan würde ich trotzdem gerne in der vollen Auflösung hier einstellen. Hilft eventuell den Leuten, welche am Nachbau interessiert sind denn es sind die Zählrohre SB-20 in dem Teil verbaut, was man auch sehen kann. Funktion bisher mit dem Piezopieper ohne Probleme, die Umweltstrahlung wird deutlich hörbar dargestellt. Die Abdeckung des Akkufaches wurde in typischer Ossitechnik gefertigt, also aus Leiterplattenmaterial zusammen gelötet. Geht aber problemlos und ist tierisch stabil.

Bild2 Bild3 Bild4 Bild5 Bild7 Bild8 Bild9

Schaltplan

Sonstiges


Das Instrument zeigt ein Herstellungsdatum von 1983, es kann also vor Tschernobyl zum Bau dieses spezifischen Gerätes gekommen sein, was auch eine Teilnahme an den Aktivitäten nicht ausschließt. Zur Beruhigung, das Gerät selbst strahlt nicht. Die Beleuchtung ist zugegeben etwas spärlich, im Zeitalter der LED - Technik wäre das leicht zu beheben, aber ich wollte absichtlich den historischen Charakter des Gerätes erhalten. Es hat auch eine gewisse Ausstrahlung, wenn diese Lämpchen dort bemüht sind, das Instrument zu erhellen. Ich gehe davon aus, dass die Anwendungen in der Nacht eher selten sind, zumindest bis jetzt. Zusammenfassung, auf Grund des Alters Respekt für die problemlose Funktion und die gediegene Ausführung. Das Gerät kann uns, wenn nicht die Zählrohre abkacken, noch einige Jahrzehnte begleiten.